Vorausschauendes Denken und Handeln ist im Sinne einer nachhaltigen Stadtpolitik und -entwicklung zunehmend gefordert. Die Fähigkeit, ein Zukunftsbild über die konjunkturellen und strukturellen Veränderungen und Entwicklungen zu entwerfen und die daraus folgenden Chancen und Risiken früher als andere Städte und Konkurrenten zu erkennen, wird im 21. Jahrhundert eine der wichtigsten kommunal- und stadtentwicklungspolitischen Erfolgsfaktoren sein. Dies gilt für Unternehmen und Städte. Es stellt sich somit die Frage, wie aus praktischen Erkenntnissen heraus die Funktion der strategischen Früherkennung auf eine praktikable Art im Führungsteam einer Stadt erfüllt werden kann.
Die Stadt Trier hat 1992 im Rahmen ihres Stadtmarketing "Zukunft Trier 2020" mit dem Aufbau eines solchen strategischen und umsetzungsorientierten Zielkonzeptes begonnen. Das Konzept wurde 1995 dem Rat der Stadt vorgelegt und wird - nachdem eine Vielzahl strategischer und strukturbedeutsamer Maßnahmen umgesetzt wurden - seit Beginn des Jahres 2000 vor dem Hintergrund der Aspekte der militärischen Konversion und der Diskussion um die Nachhaltigkeit fortgeschrieben und weiterentwickelt.
Mit dem Konzept "Zukunft Trier 2020" begann die Stadt Trier 1992 die Frage nach den zukünftigen Entwicklungsschwerpunkten und -zielen zu stellen. Zu diesem Zweck wurde ein Forum unter Vorsitz des Oberbürgermeisters und unter Geschäftsführung des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik etabliert, in dem die Vertreter, Vorsitzenden und Geschäftsführer der wichtigsten gesellschaftspolitischen Einrichtungen der Stadt vertreten sind. Unterhalb dieses Forums wurden fünf inhaltliche Arbeitsgruppen installiert, die im Auftrag des Forums tätig wurden und im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung Leitbilder, Ziele und Maßnahmen entwickelten und dem Forum zur weiteren Diskussion und arbeitsgruppenübergreifenden Abstimmung vorlegten. Eine sechste Arbeitsgruppe hatte den Auftrag, die Prozesse und Entwicklungen aus dem Forum und seinen Arbeitsgruppen nach außen zu vermitteln.
Der Anspruch an das Stadtmarketing "Zukunft Trier 2020" kann wie folgt umschrieben werden:
Stadtmarketing "Zukunft Trier 2020"
Im Ergebnis des Stadtmarketing-Prozesses sind folgende Leitbilder für die zukünftige Entwicklung der Stadt gemeinsam mit den unterschiedlichen Akteuren des Forums und der Arbeitsgruppen erarbeitet worden:
Trier: Europäische Stadt
Trier: Stadt der erlebbaren Geschichte und Kultur
Trier: Stadt der Kooperationen
Trier: Die gesunde Stadt
Trier: Stadt mit leistungsorientierter und bürgernaher Verwaltung
Trier: Stadt des engagierten Bürgers
Die vorgenannten „Leitbilder“ wurden auf der Grundlage von Stärken-Schwächen-Analysen entwickelt und benennen die Bereiche in denen man glaubt Entwicklungsvorteile zu haben und eine strukturbedeutsame Profilierung der Stadt erreichen zu können. Jedoch gelang es nicht das eine Leitbild zu erarbeiten.
Für diese Leitlinien wurden entsprechende „Leitprojekte“ definiert, mit deren Umsetzung die Erreichung der jeweiligen Ziele gesichert werden sollten. Eine Vielzahl dieser strukturbedeutsamen Vorhaben konnte zwischenzeitlich umgesetzt werden. Dies reicht von der Einrichtung eines GüterverkehrsZentrums, der Planung eines grenzüberschreitenden WissenschaftsParkes über die Antikenfestspiele bis hin zur Verwaltungsmodernisierung.
Das Stadtmarketingkonzept wurde Ende 1995 dem Rat der Stadt vorgelegt. Ab 1996 wurde der Schwerpunkt der Arbeit auf die Umsetzung der v.g. konkreten Leitprojekte gelegt, die für die zukünftige Entwicklung der Stadt von besonderer Bedeutung sind. Mit dem Stadtmarketing wurde auch und insbesondere die Öffnung hin zum Bürger forciert, indem zahlreiche Beteiligungsformen durchgeführt wurden. Besonders zu betonen ist hierbei die „Bürgerbeteiligung Stadtteilrahmenplanung“, in der auf der Grundlage von „Bürgergutachten“ die jeweiligen Stadtteilrahmenpläne erstellt werden.
Aus dem Stadtmarketing heraus entwickelte sich auch die Verwaltungsmodernisierung, die Trier sehr früh und umfassend gestaltete. Hierbei wurde die dezentrale Ressourcenverantwortung, der Personalentwicklungsplan, die Budgetierung, die Zielorientierung des Mittelfristigen Investitionsprogrammes, das Projektmanagement, die Telearbeit u.v.m. umgesetzt. Ein weiteres wesentliches Instrument könnte das sogenannte Zukunftsmanagement im Rahmen der Verwaltungsmodernisierung auf der Plattform des Stadtmarketing "Zukunft Trier 2020" sein, zunächst mit Festlegung auf die Rolle der Stadt Trier in den beteiligten Städtenetzen.
Die Erarbeitung des Stadtmarketingkonzeptes fand bundesweit Anerkennung und wurde über zwei Jahre vom Deutschen Institut für Urbanistik (DIFU) begleitet.