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12.06.2018

Viele neue Herausforderungen

Die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten werden nach Einschätzung des städtischen Sozialraumplaners Simeon Friedrich größer. Gleichzeitig steige die Zahl der auf Hilfe angewiesenen Personen. Die Gemeinwesenarbeit, die sich in vier Projekten freier Träger dieser Probleme annimmt, könnte vor einem finanziellen Dilemma stehen.

Die im Bürgerhaus Trier-Nord, im Treffpunkt am Weidengraben, im Dechant-Engel-Haus und der Magnerichstraße in Trier-West/Pallien sowie im Schammatdorf laufenden Projekte gehören zu den freiwilligen Leistungen der Stadt. Sie könnten bei Sparauflagen der Aufsichtsbehörde ADD gestrichen werden. Wie Friedrich im Sozialausschuss betonte, könnte das aber langfristig zu deutlich höheren Ausgaben im Sozialbudget führen. Der besondere Wert der Gemeinwesenarbeit liegt nach seiner Aussage in dem präventiven Charakter der zahlreichen Angebote für verschiedene Gruppen. Durch ihren engen Kontakt zu den Bewohnern der Viertel könnten die Mitarbeiter frühzeitig erkennen, wo Konflikte entstehen, wo zusätzliche Unterstützung gebraucht wird und welche Projekte nachjustiert werden müssen.

Personellen Wechsel bewältigt

So ist beispielsweise rund um das Dechant-Engel-Haus in Trier-West der Beratungsbedarf der dort zeitweise lebenden bulgarischen Wanderarbeiter gewachsen. In Trier-Nord steigt die Zahl der Senioren, die in eine schwierige wirtschaftliche Lage geraten sind. Durch frühzeitige Interventionen in der Gemeinwesenarbeit kann unter Umständen verhindert werden, dass die Zahl der Sozialhilfeempfänger steigt oder überforderte Familien sich nicht mehr um ihre Kinder kümmern können.

Bei der Vorstellung seines Jahresberichts 2017 berichtete Friedrich auch über mehrere Erfolge in den einzelnen Projekten. Im Treffpunkt am Weidengraben gelang es trotz erheblicher personeller Veränderungen mit zeitweise nicht besetzten Stellen und einer Neuorganisation des Trägervereins, die gewohnten Angebote weiterzuführen. Das wurde auch möglich durch die Unterstützung Ehrenamtlicher.

Zudem registrierte Friedrich gerade mit Blick auf die in dem Viertel lebenden Flüchtlinge eine „wachsende Solidarität und Verantwortungsbereitschaft". In Trier-Nord ist seit letztem November eine hauptamtliche Mitarbeiterin durch das Förderprogramm „Gemeinsam Zukunft gestalten" in der Flüchtlingsarbeit hinzugekommen. So wird die Gemeinwesenarbeit entlastet und kann sich wieder stärker anderen Aufgaben widmen.

Der Stadtrat hatte 2014 das Konzept für die Gemeinwesenarbeit auf den Weg gebracht. Im Frühjahr 2015 folgten ergänzende Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit den freien Trägern, die die Angebote vorhalten. Wichtige Ziele des gesamten Prozesses sind unter anderem die Stabilisierung und Verbesserung der Lebensverhältnisse in den Stadtteilen, die Förderung des Selbsthilfepotenzials der Bewohner, eine positive Stadtteilidentität sowie eine Durchmischung der verschiedenen Anwohnergruppen. Außerdem sollen die Netzwerke vor Ort gestärkt und der interkulturelle Austausch gefördert werden.

Bedarf in weiteren Stadtteilen

Zum Schluss seines Berichts machte Friedrich klar, dass es weitere Stadtviertel gibt, in denen sozialräumlich bedingte Benachteiligungen kompensiert werden müssen. Zusätzliche Stellen in der Gemeinwesenarbeit seien erforderlich in Ehrang, Mariahof, Trier-Süd, Euren und Pfalzel. Um die Finanzierung langfristig auf eine breitere Basis zu stellen, müsse die Gemeinwesenarbeit auf Landesebene verankert werden. In diesem Zusammenhang verwies Friedrich darauf, dass in anderen Bundesländern solche Programme selbstverständlich seien.

 

 
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