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03.09.2013

Stimme der älteren Generation

Foto: Manfred Hoffmann
Manfred Hoffmann, Vorsitzender des Trierer Seniorenrats e.V.
Mit zahlreichen Gästen feierte das Seniorenbüro seinen 20. Geburtstag im Palais Walderdorff. „Die Stadt Trier ist stolz auf ihr Seniorenbüro, das den älteren Menschen seit 20 Jahren eine Stimme gibt“, betonte OB Klaus Jensen in seinem Glückwunsch. Er erinnerte an die vielen Hoffnungen, die 1993 mit dem Start des Modellprojekts verbunden gewesen seien. „Diese haben sich nicht nur erfüllt, sie sind teilweise sogar übertroffen worden.“

Das Bild der älteren Generation habe sich stark gewandelt. Früher sei es etwas Besonderes gewesen, wenn ein Mensch 80 Jahre alt wurde. Heute gebe es in Trier mehr als 40 Mitbürger, die 100 Jahre und älter seien: „Für die Gesellschaft ist es ein Segen, dass sich viele ältere Mitbürger nach ihrem Berufsleben in einem Ehrenamt bis ins hohe Alter hinein engagieren und so zur Stärkung des Gemeinwesens beitragen. Das Seniorenbüro hat an dieser Entwicklung einen hohen Anteil.“ Der OB dankte Manfred Hoffmann, Vorsitzender des Seniorenrats, und seinem Team. Der Trierer Journalist Dieter Lintz bezeichnete in seiner Rede die Senioren  von heute als „die Rock’n Roller von einst“. Eine Stadt müsse sich gegen den Jugendwahn stemmen und auch für Senioren lebenswert sein. In einem Interview mit der Rathaus Zeitung (RaZ) zieht Manfred Hoffmann eine Bilanz zum Jubiläum des Seniorenbüros.

RaZ: Was hat sich in den zurückliegenden 20 Jahren seit Bestehen des Seniorenbüros in der Angebotsstruktur geändert? Wo liegen heute die Schwerpunkte?

Manfred Hoffmann: Der Stillstand durch den Umzug wegen der Renovierung des Palais Walderdorff und der Verlust von zweieinhalb Mitarbeiterstellen wurde nach ein paar Monaten durch neue ehrenamtliche Helfer überwunden. Der Wechsel in den Turm Jerusalem war positiv. Das Büro überstand auch den Rücktritt des langjährigen Vereinsvorsitzenden Walter Degenhardt. Magda Weber, die bereits dem Seniorenrat angehörte, wurde neue Vorsitzende. Die 2004 eingestellte Halbtagskraft gab einen positiven Schub, da die Ehrenamtlichen seither einen konstanten Ansprechpartner haben. Auf Initiative unserer Ehrenamtlichen bieten wir acht kostenfreie Veranstaltungen sowie Kurse und Kooperationen an. Die Mitarbeiter treffen sich alle sechs Wochen. Neue Angebote, Verbesserungen und Vertretungsdienste werden besprochen und nach Mehrheitsbeschlüssen umgesetzt. Als gewählter Leiter des Büros bin ich stolz auf die Entwicklung.

Haben sich auch die Senioren Ihrer Auffassung nach in den letzten 20 Jahren geändert? Wie schätzen Sie deren Selbstbewusstsein heute ein?

Sie haben sich nicht verändert. Jedoch hat sich ihr Selbstbewusstsein verbessert, unter anderem durch äußere Einwirkungen in der Öffentlichkeit, der Politik und der Gesellschaft. Es gibt in Trier sehr viele Organisationen, die für Senioren eintreten. Die Vernetzung könnte aber verbessert werden. Bisher ist es nicht gelungen, den Arbeitskreis „Altenhilfe“ wieder ins Leben zu rufen. Nach dem Wegfall der hauptamtlichen Mitarbeiter war das Seniorenbüro nicht mehr in der Lage, ihn zu leiten. Dank der vielen Organisationen, die bei unserem Wegweiser mitarbeiten, wurde diese Lücke aber einigermaßen geschlossen.

Wo drückt den Senioren am meisten der Schuh? In welchen Bereichen wird am meisten um Unterstützung oder Beratung gebeten?

Den Senioren drückt am meisten in den Stadtteilen der Schuh. Daher wurden dort mit der Gründung des Büros Vertrauenspersonen eingesetzt. Sie sollten im Ortsbeirat und im Seniorenrat Anliegen älterer Bürger zur Sprache bringen. Leider ist dies fast nicht mehr möglich, da der Seniorenrat ein eingetragener Verein wurde. Durch die Anlaufstelle „Mobile Beratung für neue Wohnformen in RLP“ gehen verstärkt Anfragen nach seniorengerechten Wohnungen ein. Ältere Menschen können oder möchten nicht mehr Haus und Hof allein bewerkstelligen und suchen eine zentral gelegene, bezahlbare Wohnung, um Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Apotheken und Freizeitangebote erreichbar zu haben. Ansonsten werden alle möglichen Themen an uns herangetragen: Freizeitangebote, Pflege, Lebensmittel- Heimservice, 24-Stunden-Betreuung, Haushaltshilfen, Patientenverfügung, dubiose Gewinnbenachrichtigungen und Trauerbewältigung.

Verfügt das Seniorenbüro über genug ehrenamtliche Helfer oder wird zusätzliche Unterstützung benötigt?

Derzeit engagieren sich rund 20 Personen. Die Öffnungszeiten sind erfreulicherweise durch unsere langjährigen Mitarbeiter abgedeckt. Hinzu kommen 13 Vertrauenspersonen. Für Euren, Feyen/Weismark, Filsch, Heiligkreuz, Trier-Süd und West/Pallien werden Freiwillige gesucht, aber auch für die Sonntagstreffen im Seniorenbüro und in Mariahof. Wir sind auch offen für neue Ideen. Menschen, die gerne etwas für andere anbieten möchten – auch generationenübergreifend – sind jederzeit willkommen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen wir sie darin, zum Beispiel einen Literaturkreis, Sing- oder Strickkreis, Vorträge oder Wanderungen anzubieten.

Das Gespräch führte Petra Lohse

 
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