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11.11.2010

Xiamen neunte Partnerstadt von Trier

Klaus Jensen und Cangzhou Zhan unterzeichnen die Partnerschaftsurkunden.
Klaus Jensen und Cangzhou Zhan unterzeichnen die Partnerschaftsurkunden.
Beim dritten Versuch hat es geklappt: Xiamen ist Triers neunte Partnerstadt. Um 17.55 Uhr am Donnerstag besiegelten Oberbürgermeister Klaus Jensen und der stellvertretende Bürgermeister von Xiamen, Cangzhou Zhan, mit ihrer Unterschrift unter die Partnerschaftsurkunde die freundschaftliche Verbindung zwischen der ältesten Stadt Deutschlands und der Millionenmetropole an der Südostküste der Volksrepublik China. Xiamen ist damit die nach der Einwohnerzahl mit Abstand größte Trierer Partnerstadt und nach Nagaoka (Japan) die zweite im fernöstlichen Asien. Der Termin für die offizielle Gründung der Städtepartnerschaft war bereits zweimal verschoben werden: Die isländische Vulkanasche und später eine Taifunwarnung für Xiamen verhinderten jeweils die Flugreise der chinesischen Delegation nach Trier.

Die Städtepartnerschaft Trier/Xiamen hat sich seit 2005 mit stetig sich intensivierenden Kontakten angebahnt. Eine wichtige Rolle spielten dabei die beiden Universitäten: Erste Kontakte entstanden durch den Trierer Fachbereich Sinologie, seit 2007 besteht zwischen den Hochschulen eine Kooperationsvereinbarung und im Oktober 2008 wurde das Konfuzius-Institut der Uni Trier gegründet. Im März 2009 fasste der Trierer Stadtrat einstimmig den Grundsatzbeschluss zur Gründung der Partnerschaft.

Xiamen ist eine boomende Hafenstadt mit rund 2,5 Millionen Einwohner. Der Stadtkern liegt auf einer der Küste vorgelagerten Insel. Das subtropische Klima und viele Naturschönheiten in der Umgebung machen die zweitgrößte Stadt der Region Fujian zu einem beliebten Ziel für in- und ausländische Touristen. Xiamen gilt als sauberste Stadt der Volksrepublik China und wurde schon in den 1980er Jahren zur Sonderwirtschaftszone mit marktwirtschaftlichen Freiheiten erklärt.

Mit der feierlichen Zeremonie der Unterzeichnung vor 170 geladenen Gäste und einigen interessierten Bürgern im Großen Rathaussaal erlebte die Städtefreundschaft am Donnerstag ihren vorläufigen Höhepunkt. In der Urkunde wird unter anderem die Zusammenarbeit in Wirtschaft, Handel, Wissenschaft und Technik hervorgehoben. Für OB Jensen spielt aber auch der Austausch auf bürgerschaftlicher und kultureller Ebene und insbesondere der Schüleraustausch eine herausragende Rolle bei der Ausgestaltung der Partnerschaft. „Unsere Städtepartnerschaft soll dazu beitragen, den Bürgerinnen und Bürgern beider Städte mit ihren unterschiedlichen geschichtlichen und kulturellen Hintergründen Kontakte zu ermöglichen, die von Toleranz und Freundschaft geprägt sind“, betonte Jensen in seiner Festansprache.

Entwicklung der Menschenrechte
 
Bestandteil der Städtepartnerschaft ist nach Jensens Auffassung auch der "Dialog über die Grundlagen der gesellschaftlichen Entwicklung und über die Entwicklung der Menschenrechte". Für die Einhaltung der Menschenrechte in der Volksrepublik und bessere Sozialstandards in chinesischen Betrieben  hatten im Vorfeld der Feierstunde auch mehrere Trierer Menschenrechtsgruppen und Sozialverbände demonstriert. Bei einer Mahnwache vor dem Rathaus forderten sie außerdem einen Abschiebestopp für chinesische Flüchtlinge.

Xiamens Delegationschef Cangzhou Zhang sprach von einer „glänzenden Aussicht“ für die Zusammenarbeit der beiden Städte. „Wir hegen den gemeinsamen Wunsch, die Verständigung der Bürger beider Städte zu fördern, die Freundschaft zu vertiefen und von den Vorzügen der anderen Seite zu profitieren“, so Zhang. Der chinesische Generalkonsul Zhenshun Wen erhofft sich von dem kommunalen Brückenschlag neue Impulse für die chinesisch-deutschen Beziehungen. „Ich wünsche mir ganz herzlich, dass sich die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Xiamen und Trier zum Musterbeispiel der chinesisch-deutschen Städtepartnerschaft entwickeln werden“, sagte Wen.

Erster Weg zum Karl-Marx-Haus

Die fünfköpfige Delegation aus Xiamen war am Mittwoch in Trier angekommen.  Ihr erster Weg führte sie ins Karl-Marx-Haus. Besonders angetan war die Delegation von den Originalhandschriften, die Jensen für diesen besonderen Anlass von der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgeliehen hatte. Dazu zählte ein Gedichtband, den Marx zum 60. Geburtstag seines Vaters verfasst hatte, sowie die Erstausgaben des Kommunistischen Manifests und des Kapitals. Zudem wurde den chinesischen Gästen ein Brief des Philosophen sowie ein Schreiben an den Trierer Oberbürgermeister und Landrat aus den Beständen der Stadtarchivs präsentiert.

Bei der Stadtbesichtigung am Donnerstagvormittag, die die Delegation von der Porta Nigra über den Hauptmarkt zum Dom und zur Basilika führte, zeigte sich Zhan sehr beeindruckt von den Weltkulturerbestätten. „Es ist einmalig, dass die eindrucksvollen Bauten nach über 2000 Jahren noch so gut erhalten sind“, so der stellvertretende Bürgermeister Xiamens. „Trier ist eine sehr traditionsreiche Stadt mit sehr vielen Kirchen, gemütlich und ruhig“, fasste Zhan seine ersten Eindrücke zusammen.

Als Symbol der Freundschaft zwischen Trier und Xiamen pflanzten Jensen und Zhan im Beisein von drei Mitgliedern des Ältestenrats anschließend im Partnerschaftsgarten oberhalb des Mattheiser Weihers ein chinesisches Gelbholz. Wie die Wurzeln des Baums in die Tiefe gehen und die Blätter und Zweige nach oben wachsen, genauso solle auch die Freundschaft wachsen, bekräftigten die Amtskollegen.