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19.04.2016 | Preis für Zivilcourage

Bürger beweisen Mut

Polizeipräsident Lothar Schömann (l.) und OB Wolfram Leibe (r.) mit den Preisträgern Irene Hinger, Carsten Pfennig, Walter Krumscheid, Carl Koch, Katarina Steimann, Dominik Quary, Wolfgang Marbach und Kerstin Wacht (v. l.). Foto: M. Anders
Polizeipräsident Lothar Schömann (l.) und OB Wolfram Leibe (r.) mit den Preisträgern Irene Hinger, Carsten Pfennig, Walter Krumscheid, Carl Koch, Katarina Steimann, Dominik Quary, Wolfgang Marbach und Kerstin Wacht (v. l.). Foto: M. Anders

Angenommen, Sie fänden 16.800 Euro in bar. Würden Sie das Geld behalten oder die Polizei verständigen? Walter Krumpscheid entschied sich für letzteres, als er diesen Betrag in einem verwaisten Kleidungsstück am Bahnhof in der Moselgemeinde Bullay fand. Dafür wurde er nun von der Stadt Trier und der Polizei mit dem Preis für Zivilcourage ausgezeichnet. Das Geld konnte dank seiner Ehrlichkeit an den Eigentümer, der sich damit ein Auto kaufen wollte, zurückgegeben werden.

An acht Personen, die in Ausnahmesituationen Mut und Mitmenschlichkeit bewiesen haben, verliehen Oberbürgermeister Wolfram Leibe und Polizeipräsident Lothar Schömann am vergangenen Freitag im Rathaussaal den Preis für Zivilcourage. Neun weitere Preisträger konnten an der Verleihung nicht teilnehmen. Kerstin Wacht ließ sich die Gelegenheit aber nicht nehmen und brach extra ihren Singapur-Urlaub vorzeitig ab, um wieder rechtzeitig in Trier zu sein. Die Eigentümerin einer Ferienwohnung erhielt den Preis, weil sie der Polizei im vergangenen August dabei half, eine per Haftbefehl gesuchte Betrügerin ausfindig zu machen. Dabei war einiges dem Zufall und viel der besonderen Vorsicht von Wacht geschuldet: „Ich war im Urlaub und habe die Buchung online erhalten.“ Die Anfrage für die Ferienwohnung kam aus Luxemburg, weshalb sie stutzig wurde. Ihre Internetrecherche brachte zu Tage, dass andere Vermieter von dieser Betrügerin geprellt wurden. Sie verständigte die Polizei und half dabei, eine Falle zu legen. Vor der Tür der Wohnung wurde die vermeintliche Urlauberin dann festgenommen.

In welch unterschiedlicher Gestalt Zivilcourage daherkommen kann, machte Polizeipräsident Schömann deutlich: „Es gibt die vielfältigsten Formen der Hilfe und der Helfenden.“ Dies zeigte sich auch daran, was Wolfgang Marbach und Dominik Quary erleben mussten. Sie waren Zeugen, als ein 28-jähriger Autofahrer auf der Autobahn mit einer Leitplanke kollidierte und anschließend über eine Brückenabsperrung kletterte, um sich selbst in den Tod zu stürzen. Dank sorgsam gewählter Worte konnte Wolfgang Marbach ihn vom Suizid abhalten. Zusammen mit Dominik Quary zog er den Mann, dessen Reaktion durch einen vorangegangen Streit ausgelöst wurde, anschließend wieder auf die Fahrbahn. Für Schömann sind solche Akte der humanitären Hilfe ebenso ein Zeichen von Zivilcourage, wie die konkrete Verhinderung von Straftaten. Aber: „Zivilcourage hat auch Grenzen.“ Man solle sich nicht selbst in Gefahr bringen, weil Helfer bei Rettungsaktionen dabei mitunter selbst zu Schaden kämen. Besser sei, für Aufmerksamkeit zu sorgen. Ausrufe wie „Hilfe“ oder „Feuerwehr“ seien dabei oft wirkungsvoll, oder die schnelle Benachrichtigung der Einsatzkräfte. Dennoch gilt für Schömann: „Wer nichts tut, macht mit.“

Enkeltrick verhindert

Auch die Preisträgerin Irene Hunger wurde Zeugin eines Verkehrsunfalls. Ein 88-jähriger Urlauber aus Frankreich kam dabei auf der L32 im Bitburger Land ums Leben. Seine Ehefrau überlebte schwer verletzt und musste mehrere Wochen in einem deutschen Krankenhaus gepflegt werden. Irene Hunger leistete nicht nur erste Hilfe an der Unfallstelle, sondern kümmerte sich auch während der Zeit im Krankenhaus um die Frau. Einen besonders perfiden Betrug konnten Carl Koch, Carsten Pfennig und Katarina Steimann zusammen mit der Polizei verhindern. Der Bankangestellte Carsten Pfennig wurde stutzig, als eine 87-jährige Frau 25.000 Euro von ihrem Bankkonto abhob. Wie sich herausstellte, wurde die Rentnerin Opfer des sogenannten „Enkeltricks“. Dabei geben sich Unbekannte als nahe Verwandte aus und erklären, sie seien in eine finanzielle Notlage geraten. Durch die Mitarbeit der Hotelangestellten Katarina Steimann und des Taxifahrers Carl Koch konnte die Polizei den Täter ausfindig machen und ihn in eine Falle locken. Die ältere Dame erhielt ihr Geld zurück.

„Was sie getan haben, ist leider nicht immer selbstverständlich“, erläuterte OB Leibe und dankte den Preisträgern. Er stellte aber auch fest: „Ich glaube schon, dass solche Taten repräsentativ für unsere Gesellschaft sind.“ Gerade im letzten Jahr, in dem er oft mit Menschen darüber diskutiert habe, ob die Welt schlechter geworden sei, sei es wichtig, von solchen Akten der Unterstützung zu erfahren: „Wir alle brauchen immer positive Beispiele.“ Auch Bürgermeisterin Angelika Birk und einige Mitglieder des Stadtrats waren während der Preisverleihung zugegen, womit sie, so der OB, zeigten, wie wichtig dieses Thema für die Stadt sei. Dies bestätigte auch Schömann, der darüber hinaus auf einen anderen Aspekt hinwies: „Zivilcourage kann unbequem sein, weil denen, die nichts tun, ein kritischer Spiegel vorgehalten wird.“