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Artenvielfalt statt Artillerie

Das Naturschutzgebiet Mattheiser Wald

Eine Infotafel weist auf das Naturschutzgebiet Mattheiser Wald hin.
Im lichten „Mittelwald“ fühlen sich unter anderem Fledermäuse wohl.

Gelbbauchunken, Kammmolche, Eisvögel, Bechsteinfledermäuse, Hirschkäfer und sehr wahrscheinlich auch einige Wildkatzen: Eine illustre Gesellschaft seltener Tierarten bevölkert den Mattheiser Wald. Dabei bevorzugt jede von ihnen eine andere Umgebung: Amphibien sind auf ein Feuchtbiotop angewiesen, Wildkatzen leben verborgen im Unterholz, während die Fledermaus den lichten Mittelwald und Waldränder als Jagdrevier vorzieht.

Diese verschiedenen Lebensräume finden sich auf relativ engem Raum im Naturschutzgebiet Mattheiser Wald, der über weite Strecken des 20. Jahrhunderts militärisches Sperrgebiet war. Die deutsche Wehrmacht und später die französische Armee nutzten das Areal im Südosten von Trier als Truppenübungsplatz. Zivilisten war das Betreten des Biotops vor ihrer Haustür jahrzehntelang verboten. Bei Artillerieübungen in der Kaserne Castelnau diente der gegenüberliegende Wald als Zielgebiet. Ein Netz breiter Panzerstraßen wurde angelegt. Plastikhüllen von Übungsgranaten sind noch immer im ganzen Gebiet zu finden.

Doch gerade die lange militärische Nutzung war aus naturschützerischer Sicht ein Segen: Der Wald wurde forstwirtschaftlich nur wenig genutzt, Totholz blieb sich selbst überlassen. Die Panzer taten ein Übriges: Auf ihrem Manövergelände hinterließen die schwergewichtigen Kettenfahrzeuge tiefe Kuhlen, die sich mit Regenwasser füllen. „Da der Erdboden durch die Panzer verdichtet wurde, versickert das Wasser nur sehr langsam. Diese künstlich erschaffenen Tümpel sind ideale Laichgewässer für verschiedene Amphibien, darunter die stark gefährdete Gelbbauchunke und der ebenfalls streng geschützte Kammmolch“, erklärt Udo Ammel, Leiter der Naturschutzbehörde im Rathaus.

Die meisten dieser Feuchtbiotope befinden sich auf einer baumfreien Fläche, die ebenfalls durch Militärmanöver entstanden ist. Heute sorgt die Beweidung durch Schafe und Ziegen dafür, dass der Wald an dieser empfindlichen Stelle nicht wieder Fuß fasst. Nicht weit von der Freifläche entfernt beginnt die Zone des Mittelwaldes. In einem Mittelwald werden die Bäume nicht gefällt, sondern lediglich alle 20 Jahre „auf den Stock“ zurück geschnitten, wobei immer einige Altbäume als so genannte „Überhälter“ erhalten bleiben. Da diese traditionelle Methode der Brennholzgewinnung in der kommerziellen Forstwirtschaft nicht mehr angewendet wird, sind Mittelwälder nur noch selten anzutreffen. Im Vergleich zum Hochwald mit seinem geschlossenen Kronendach gibt es hier mehr Licht und eine größere Vielfalt von Kräutern und Bäumen. Fledermäuse jagen wegen des Insektenreichtums hier besonders gerne.

Seit dem Abzug des französischen Militärs 1999 und der Beseitigung der militärischen Altlasten hat sich der Mattheiser Wald zu einem beliebten Naherholungsgebiet für Trier und insbesondere für die angrenzenden Stadtteile Mariahof und Feyen entwickelt. Spaziergänger mit und ohne Hund, Jogger und Mountainbiker finden hier ein weitläufiges Revier. „Um Störungen der Fauna und des empfindlichen Ökosystems zu vermeiden, ist es jedoch verboten, mit Fahrzeugen aller Art abseits der Wege zu fahren“, betont Udo Ammel.

Aufgeschreckt werden könnte sonst zum Beispiel die Wildkatze. Andrea Kockler von der Kreisgruppe Trier-Saarburg des BUND hält es für sehr wahrscheinlich, dass sich mehrere Exemplare der scheuen Raubtiere im Mattheiser Wald aufhalten. Es gibt sogar schon Foto- und Filmaufnahmen. „Der endgültige Nachweis, dass es sich um Wildkatzen handelt, kann aber nur durch eine Genanalyse erbracht werden“, erklärt Kockler. Dazu wurden mit Baldrian beträufelte Lockstöcke aufgestellt, in der Hoffnung, dass sich die Katzen daran reiben und Haare hinterlassen. Gelingt der Nachweis, wäre der Mattheiser Wald um eine seltene Spezies reicher.

 
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