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27.02.2007

Trierer Schicksale in bewegten Bildern

Historisches Bildmaterial, das ab 13. Mai im umgestalteten Stadtmuseum zu sehen ist: General J.J. Pershing spricht 1918 vor der Goebenkaserne zu den US-Truppen.
Historisches Bildmaterial, das ab 13. Mai im umgestalteten Stadtmuseum zu sehen ist: General J.J. Pershing spricht 1918 vor der Goebenkaserne zu den US-Truppen.
Am 13. Mai wird das Stadtmuseum Simeonstift nach zweieinhalbjährigem Umbau mit einem bunten Fest wieder eröffnet. Eine spoannende Ausstellungsarchitektur wird den Rahmen für viele bislang verborgene Schätze zur Stadt- und Regionalgeschichte bilden. Um die Wartezeit bis zum ersten Museumsbesuch zu verkürzen, stellt die Rathaus Zeitung in einer Serie die wichtigsten Neuerungen vor.

„Licht aus – Film ab!“ heißt es bald im Stadtmuseum Simeonstift. An verschiedenen Medienstationen, vor allem aber im hauseigenen „Trier-Kino“ wird künftig ein Stück Trierer Geschichte lebendig. Insgesamt rund 40 Medienpräsentationen in Form von Filmen, Bildfolgen und Hörstationen zu den unterschiedlichen Themenbereichen der Stadtgeschichte laden in der Sammlungsausstellung zum Anschauen und Mitmachen an Bildschirmen und Computern ein. Dazu gehören unter anderem eine Zeitreise durch 2000 Jahre Stadtentwicklung, die Themen Klöster und Stifte, Trier unter dem Hakenkreuz, Mobilität, Migration und Sport sowie Städtepartnerschaften, Universität und Architektur.

Ergreifende Augenzeugenberichte

Aus den über 52 000 Video-Interviews der „Survivors of the Shoa Visual History Foundation” des bekannten Regisseurs Steven Spielberg wurden elf Gespräche eigens für die Ausstellung herausgesucht. Die ergreifenden Augenzeugenberichte von Personen aus Trier und der Region handeln von der Verfolgung durch das Hitler-Regime und geben einen einzigartigen Einblick in das jüdische Leben der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Die Gegenwart in Form von Interviews mit 22 Trierern und „Zugereisten“ hielt der Filmemacher Uwe Thein im Auftrag des Museums fest. Eine Busfahrerin, ein Chorleiter, ein Skater und eine Sexualtherapeutin schildern, was ihnen am heutigen Trier ge- oder missfällt, berichten von ihren Lieblingsplätzen und was für sie den „typischen Trierer“ ausmacht.

Sensationell sind die Aufnahmen des Einmarsches amerikanischer Truppen der 89. Division im Dezember 1918. Stumm und unaufhaltsam schreiten scheinbar unendlich viele Soldaten über die Moselbrücke in Richtung Porta Nigra, vorbei an der schweigenden Trierer Bevölkerung. Erstmals überhaupt sind die spektakulären Bilder, die für die amerikanische Wochenschau gedreht wurden, im Stadtmuseum zu sehen. „Das Material stammt aus dem Nationalarchiv in Washington. Es ist großartig, dass wir diese Bilder zeigen können“ schwärmt Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr.

Alle Bild-Präsentationen können neben festen Stationen in den Ausstellungsräumen auch im „Trier-Kino“, das sich künftig im Erdgeschoss befindet, betrachtet werden. Dort bietet ein Juke-Box-System die Möglichkeit, die Wahl des Filmes und die Länge der Projektion zu bestimmen. „Sollte dem Betrachter während der wilden Autofahrt, die der Trierer Filmemacher Peter Marzen bereits 1902 aus seinem Vehikel heraus filmte, übel werden, kann er rasch einen Knopf drücken, um zu einem ruhigeren Streifen zu wechseln“, so Dühr. Die Filme von Marzen gehören zu den Highlights der Präsentation. „Keine andere Stadt dieser Größe kann einen vergleichbaren Bestand aufweisen, der das Leben in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg dokumentiert“ erklärt Ralf Kotschka, zuständig für die grafische Gestaltung der Medien in der Ausstellung.

Trierer „Promis“ im Treppenhaus

Ein Schmankerl erwartet die Besucher im zentralen Treppenhaus: In einem Prachtrahmen sind Stiche, Fotos, Zeichnungen und Schallplattencover mit Abbildungen von Trierer Bürgern, die ihre Spuren in und außerhalb der Stadt hinterlassen haben, zu sehen. Ab 13. Mai kann jeder Besucher selbst entscheiden, welcher der Abgebildeten sein persönliches „Trierer Original“ ist.