Zwischen Erinnerung und Aufbruch
Der schreckliche Tiefpunkt der Jugoslawienkriege Anfang der 1990er kostete über 8000 Menschen das Leben. Der Krieg forderte unzählige Opfer, deren Schicksal bis heute nicht vollständig aufgeklärt ist, und löste eine Fluchtbewegung aus. Volksgruppen, die Jahrzehnte friedlich zusammengelebt hatten, wurden von nationalistischen Parteien aufeinandergehetzt. Die Tufa will im Jahr ihres 35. Geburtstags den Blick über den Tellerrand wagen und setzt sich mit dem Konflikt und der Balkanregion heute künstlerisch auseinander, thematisiert aber auch Krieg, Flucht und Trauer insgesamt. Sie zeigt bis 26. April die Ausstellung „1000 Tücher gegen das Vergessen", ein sozio-kulturelles Projekt, das die Künstlerin Anna S. Brägger gemeinsam mit kriegstraumatisierten Frauen aus dem Westbalkan in Berlin entwickelt hat. Eröffnet wurde die Ausstellung im Beisein von OB Wolfram Leibe.
„Rolle des Gedenkens"
Die Frauen haben Tücher mit Namen, Lebensdaten und Lieblingsmotiven ihrer ermordeten Freunde und Familienmitglieder bestickt und diese Tücher zu einer mittlerweile 47 Meter langen „Rolle des Gedenkens" zusammengefügt.
In Trier wird die Rolle des Gedenkens mit Texten zum Zeitgeschehen, Hörstationen mit den Lebensberichten der Frauen und Landschaftsfotografien von Nino Nihad Pusica ausgestellt. Interessierte sind eingeladen, gemeinsam mit Anna S. Brägger an der Ausstellung weiterzuarbeiten, indem sie Tücher vorbereiten, auf denen Betroffene die Lebensdaten von Verstorbenen festhalten können oder selber ein neues Schicksal für die Rolle des Gedenkens festhalten. So wächst die Rolle des Gedenkens stetig weiter.
Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Rahmenprogramm: Performances, Filme, Theaterstücke und Konzerte nähern sich den Themen Krieg und Erinnerung sowie dem früheren Jugoslawien auf künstlerischem Wege an und werfen damit auch einen Blick in die Gegenwart. Workshops, Diskussions- und Austauschformate laden außerdem die Triererinnen zum Mitgestalten ein. Für Schulen gibt es Führungen durch die Ausstellung. Zudem können sie das Stück „Krieg. Stell dir vor, er wäre hier" von Janne Teller sowie ein Gastspiel des Theaters der Altmark aus Stendal mit einem Nachgespräch besuchen.