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09.09.2008

Partnerschaft ohne große Schlagzeilen

Bürgermeister Ton Rombouts (stehend) begrüßt Mitglieder der Trierer Delegation im alten Rathaussaaal der Stadt Herzogenbusch, der vom Boden bis zur Decke mit 300 Jahre alten Gobelins bespannt ist.
Bürgermeister Ton Rombouts (stehend) begrüßt Mitglieder der Trierer Delegation im alten Rathaussaaal der Stadt Herzogenbusch, der vom Boden bis zur Decke mit 300 Jahre alten Gobelins bespannt ist.
„Wenn sich zwei Partner nach 40jähriger Beziehung noch so anlächeln und so gut verstehen, dann kann man wirklich von einer gelungenen und tiefen Beziehung sprechen.“ Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen hatte die Lacher auf seiner Seite, als er die Städteverbindung zwischen Trier und Herzogenbusch mit einer langjährigen glücklichen Ehe verglich, und weder die Trierer Delegation, die anlässlich des Jubiläums in die Stadt an der Dieze gereist war, noch die Gastgeber fanden den Vergleich unpassend.

Mehr als 250 offizielle Begegnungen

Die Feier zum 40jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft mit Trier in Herzogenbusch stand ganz im Zeichen der gewachsenen langjährigen Freundschaft und verzichtete bewusst auf spektakuläre und pompöse Feierlichkeiten. Stattdessen konnten sich die Trierer vor Ort in vielen persönlichen Begegnungen von der funktionierenden Bürgerverbindung zwischen den Städten überzeugen. Neben Jensens Ehefrau, Ministerin Malu Dreyer, und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink gehörten die Stadtratsmitglieder Monika Thenot, Anja Matatko, Christiane Probst, Thomas Albrecht und Peter Spang und als Repräsentanten der Gesellschaft Herzogenbusch-Trier e.V. Theo Gimmler, Hans Lentes und Dr. Johannes Verbeek zur Trierer Delegation.

Beide Stadtoberhäupter betonten die Bedeutung des Miteinanders beider Kommunen. „Unsere  Stadt wirbt im Bereich der Kommunikation bereits seit Jahren mit dem Motto: Herzogenbusch – ein Ort der Begegnung. Damit drückt sich in hohem Maße das aus, worum es in der Städtepartnerschaft geht“, erklärte der Herzogenbuscher Bürgermeister Ton Rombouts. Die Begegnung der Bürger erfülle diese lange Partnerschaft heute wie gestern mit Leben und es sei inzwischen eine große Vertrautheit im gegenseitigen Umgang entstanden. Rombouts erinnerte an die Anfänge der Partnerschaft. Bei der Auswahl einer deutschen Stadt sei die Wahl seines Vorgängers nicht zuletzt deswegen auf Trier gefallen, weil die Stadt stark an Herzogenbusch erinnere. Sie sei ungefähr gleich groß, habe eine historische Altstadt und sei auch eine Bischofsstadt. Wichtiger sei aber gewesen, dass sich in Trier der Hauptsitz der Schwesternkongregation von Carolus Borromaeus befunden habe, die auch in dem Krankenhaus „Groot Zieekengasthuis“ von Herzogenbusch ihre Dienste leiste.

Für Oberbürgermeister Klaus Jensen spiegelte das Jubiläumsprogramm in besonderer Weise den Geist der Städtepartnerschaft. Musik und Sport seien wichtige Aspekte des Zusammenlebens. Im sportlichen Wettkampf würden Teamgeist und Fairness gefördert und durch gemeinsames Musizieren das Aufeinanderhören geschult, das unabdingbar für einen homogenen Klang und in jeder Partnerschaft die Voraussetzung für gegenseitige Rücksichtnahme und ein harmonisches Zusammenleben sei, sagte Jensen. „Wir wissen, dass diese Städtepartnerschaft ein hohes Gut ist, das wir – immer im Bewusstsein der Geschichte – schätzen und pflegen wollen. Europa wird immer größer. Die Identifikation unserer Bürgerinnen und Bürger mit Europa wird damit automatisch immer schwieriger. Vor diesem Hintergrund haben Städtepartnerschaften eine entscheidende Bedeutung. Sie fördern die europäische Identifikation vor Ort. Hier lernen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten Menschen mit unterschiedlichen Lebensweisen in ihren Kulturen schätzen und achten. Nicht wohl formulierte Meinungen prägen das Miteinander, sondern persönliche Begegnungen und Erfahrungen“, betonte Jensen.
 
Jensen und Prinz Charles

Eröffnet wurde das Trier-Wochenende am Samstagnachmittag mit einer Fotoausstellung  der beiden Gesellschaften Shot 71 aus Herzogenbusch und der Fotografischen Gesellschaft Trier. Hier mussten die beiden Stadtoberhäupter beim Puzzeln zeigen, wie gut sie ihre Städte kennen. Jeweils ein Fotomotiv aus Trier oder Herzogenbusch sollte erkannt und wieder zusammengesetzt werden. Eine Aufgabe, die Oberbürgermeister Klaus Jensen und sein niederländischer Kollege Ton Rombouts mit Bravour lösten. Ähnlich ungezwungen, freundschaftlich und partnerschaftlich gestaltete sich auch der Rest des Jubiläumsprogramms.
Nach dem Eintrag ins Gästebuch der Stadt Herzogenbusch, wo die Signatur des Trierer OBs jetzt neben den Unterschriften der niederländischen Königin, des Papstes und Prinz Charles verewigt ist, überreichte Jensen das Gastgeschenk der Stadt Trier. Die Glasschale, die die Künstlerin Hedwig Schon speziell zum 40jährigen Jubiläum kreiert hat, zeigt Motive aus dem Wappen der niederländischen Partnerstadt und ein stilisiertes Porta-Nigra-Fenster.

Musikalischer Höhepunkt des sams-täglichen Programms war das Festival niederländischer Chöre (Vocaal Ensemble Dubbel Zes, Gemengd Koor s’Hertogenbosch, Duketown Barber-shop Singers, Kinder en Jeugdkor De Fermaatjes) unter Mitwirkung des Trierer Vokalensembles ContraPunto und das gemeinsame Konzert der Musikvereine Koninklijke- und Orthense Harmonie mit dem Orchester Da Capo aus Trier. Den sportlichen Abschluss des ersten Tages bildete der Besuch des Freundschaftsspiels der Basketballvereine „Eiffeltowers“ aus Herzogenbusch und des Trierer Bundesligisten TBB Trier.

Am Sonntagmorgen stand der Besuch des Jereon Bosch Art Centre auf dem Programm. Die Gemälde des mittelalterlichen Malers Hieronymus Busch, des berühmtesten Sohnes der Partnerstadt, hinterließen bei den Delegationsmitgliedern tiefe Eindrücke. Nächster Programmpunkt: ein weiteres privates Vorzeigeprojekt der Partnerstadt, der vor 15 Jahren gegründete Turnverein FlikFlak. Aus bescheidenen Anfängen heraus hat sich der Verein zu einem europaweit einmaligen Erfolgsmodell entwickelt. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, insgesamt  rund 6 000 Sportler, trainieren in den in Eigenregie finanzierten und betriebenen Hallen. Zum Abschluss besichtigte die Trierer Delegation den neuen Stadtteil Haverleij. Hier realisiert die Gemeinde Herzogenbusch ein einzigartiges Projekt. In einem 225 Hektar großen Gebiet entstehen 1000 Wohnungen, wobei aber nur zehn Prozent der Gesamtfläche bebaut werden.

Dank für die Gastfreundschaft

Tief beeindruckt waren die Trierer vor allem von der Herzlichkeit der Gastgeber. „Die Freundschaft, die uns hier von Seiten der Herzogenbuscher allenthalben entgegengebracht wird, ist außergewöhnlich. Das 40jährige Jubiläum hat gezeigt, wie tief die Verbindungen zwischen unseren beiden Städten reichen und sie werden, da bin ich sicher, sich auch in Zukunft weiter prächtig entwickeln“, erklärte OB Jensen zum Abschluss des Besuchs. Spätestens im nächsten Jahr besteht Gelegenheit, die Städtepartnerschaft weiter zu pflegen. Dann wird eine Delegation aus Herzogenbusch in Trier erwartet.