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06.02.2024

Als Ludwig seiner Anna das Leben rettete

OB Wolfram Leibe zu Besuch beim Gnadenhochzeitspaar Schmitt, wobei er ein Album mit dem hochzeitsbild des Paares aufgeschlagen hat.
OB Wolfram Leibe (rechts) schaut gemeinsam mit Ludwig und Anna Schmitt ein Fotoalbum, das auch ein Hochzeitfoto der beiden aus dem Jahr 1954 zeigt.

Da ist diese eine Geschichte, bei der die Gäste am Kaffeetisch Ludwig Schmitt gebannt zuhören. Die Geschichte, in der er seiner Frau Anna das Leben rettete. „Wir waren im Urlaub in Südfrankreich. Meine Frau ist mit der Luftmatratze raus aufs Meer, während ich am Strand ein Nickerchen gemacht habe. Als ich wach wurde, habe ich mich direkt gefragt: ‚Mensch, wo ist die Anni hin?‘ Ich habe Ausschau nach einer blauen Luftmatratze gehalten und weit draußen im Meer eine entdeckt. Ich bin rausgeschwommen, meine Frau hat schon gewunken und geschrien. Dann habe ich sie über die hohen Wellen geschoben und bin darunter hindurchgetaucht, bis wir sicher am Strand waren.“ Hätte Ludwig Schmitt an diesem Tag länger am Strand geschlafen oder wäre er nicht rausgeschwommen, das Ehepaar hätte im schlimmsten Fall vergangene Woche nicht seine Gnadenhochzeit feiern können – seit 70 Jahren sind die beiden nun verheiratet. Hierzu gratulierten OB Wolfram Leibe und der Ortsvorsteher von Heiligkreuz, Hanspitt Weiler, den beiden herzlich. 

Kennengelernt hat sich das Paar an Fastnacht im damaligen Tanzlokal „Rhenania“ in der Saarstraße. Ludwig forderte Anna zum Tanzen auf. Doch dann gingen sie auseinander – ohne den Namen des anderen zu kennen. Durch einen glücklichen Zufall trafen sie sich kurz später wieder: „Da ist der Puls ganz schön nach oben gegangen“, erinnert sich Ludwig Schmitt. Sie verabredeten sich mehrfach und verliebten sich – 1954 heirateten sie und bekamen einen Sohn.

Schmitt, gelernter Schuhmachermeister, war viele Jahre selbstständig. „Ich brauchte nie an der Tür zu stehen und auf die Arbeit warten“, erzählt der 92-Jährige. Ins Schwärmen gerät er, wenn er sein Meisterstück präsentiert: ein Paar braune Lederschuhe im Budapester Stil, die er noch heute hat, sie stolz präsentiert und erläutert, wie er sie damals von Hand fertigte. Seine Frau Anna, gelernte Bilanzbuchhalterin, unterstützte ihn bei der Buchhaltung im Büro. „Sie war eine richtige Rechenmaschine und rechnete alles im Kopf“, so Schmitt. 1996 gingen beide in Rente.

Ab dann hatte Ludwig Schmitt endlich Zeit für sein großes Hobby, dem er bis dahin an seinem einzigen freien Tag in der Woche, dem Sonntag, nachgehen konnte: das Angeln. 14 mal war er in Norwegen zum Angeln – auch seine Frau war hier häufiger mit dabei. Auch wenn sie Fisch eigentlich nicht 
so gerne esse, wie sie verrät. Den dicksten Fisch, den er jemals gefangen habe, war ein Dorsch. 20 Pfund schwer. „Ich hatte ihn recht schnell draußen“, erinnert sich Schmitt. Die Liebe zum Angeln hatte er von seinem Vater geerbt, der ihn als kleinen Jungen schon immer an die Mosel mitnahm um dort zu fischen. 

Die Schmitts – beide 92 Jahre alt – leben noch immer im selbst gebauten Eigenheim in Heiligkreuz. Unterstützung erhalten sie im Alltag von einer Pflegekraft und Freunden. Zu ihrer Gnadenhochzeit gratulieren dem Jubelpaar der Sohn samt Schwiegertochter und zwei Enkeltöchter.