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23.04.2024

Ada-Evangeliar ist jetzt offiziell Welterbe

Zur feierlichen Aufnahme von Handschriften aus der Hofschule Karls des Großen waren Vertreterinnen und Vertreter von Bibliotheken und Archiven aus Paris, Abbeville, Wien, London und Bukarest nach Trier gereist und präsentieren hier ihre Urkunden
Zur feierlichen Aufnahme von Handschriften aus der Hofschule Karls des Großen waren Vertreterinnen und Vertreter von Bibliotheken und Archiven aus Paris, Abbéville, Wien, London und Alba Iulia (Rumänien) nach Trier gereist und präsentieren hier ihre Urkunden.

Vor knapp einem Jahr hat die Unesco das Ada-Evangeliar in ihr Weltdokumentenerbe aufgenommen – gemeinsam mit anderen Werken, die wie die Trierer Prachthandschrift aus der Hofschule Kaiser Karls des Großen stammen. Jetzt überreichte die Präsidentin der Deutschen Unesco- Kommission, Professor Maria Böhmer, die Urkunden im Kurfürstlichen Palais an die Stadt Trier sowie an Vertreterinnen und Vertreter aus Paris und Abbéville (Frankreich), London (Großbritannien), Wien (Österreich) sowie Alba Julia (Rumänien).

Oberbürgermeister Wolfram Leibe betonte als Gastgeber, wie wichtig diese Auszeichnung für Trier ist und wies auf die europäische Dimension hin. Die Initiative, die dazu führte, sei „eine europäische Zusammenarbeit der besten Art“.  

Die für das kulturelle Erbe zuständige rheinland-pfälzische Innenstaatssekretärin Simone Schneider unterstrich ebenfalls die Wichtigkeit von Kultur: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir weiterhin gemeinsam für die Förderung und den Zugang zur Kultur für alle eintreten. Besonders in diesen Zeiten ist die Bedeutung von Kunst und Kultur als verbindendes Element von unschätzbarem Wert. Daher ist es wichtig, das Ada-Evangeliar und andere historische Handschriften der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zu erhalten.“ 

Professor Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, wies darauf hin, dass das karolingische Erbe grenzüberschreitend sei und die Auszeichnung von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich und Rumänien gemeinsam vorangetrieben worden sei. Mehr noch: „Es besitzt weltweit Relevanz!“ Die Auszeichnung gehe mit der Verantwortung einher, dieses gemeinsame Erbe der Menschheit zu bewahren, zu vermitteln und weiterzuentwickeln. 

Der stellvertretende Vorsitzende des deutschen Nominierungskomitees, Professor Konrad Elmshäuser, dankte der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier, dass sie 2016 die Aufnahme dieser Handschriften beantragt habe. „Die karolingischen Handschriften, die uns heute hier zusammengeführt haben, sind ein weiterer, wunderbarer Baustein im Programm Memory of the World.“ 

PD Dr. Francesco Roberg, Direktor der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier, in der das Ada-Evangeliar aufbewahrt wird, begab sich mit kriminalistischem Spürsinn auf die Spuren Adas, die angeblich Äbtissin, Tochter König Pippins des Kurzen und Schwester Karls des Großen gewesen sein soll. Roberg entlarvte diese Überhöhung Adas als mittelalterliche Propaganda. Die vom Erzbistum Trier unabhängige, nur dem fränkischen König unterstellte Abtei St. Maximin habe die Herkunft Adas übertrieben, um ihr eigenes Prestige zu erhöhen und sich so gegen Übernahmeversuche des Trierer Erzbischofs zu wehren. „So entstand das Narrativ von der königlichen Tochter und kaiserlichen Schwester Ada“. Ohne Zweifel sei Ada aber reich, tiefreligiös und von vornehmer Herkunft gewesen. „Denn eine Prachthandschrift, für deren Blätter mehrere Dutzend Stück Vieh ihr Leben lassen müssen, die durchweg in goldener Tinte geschrieben und deren Deckel in ausgewalztes, vergoldetes Silber eingeschlagen ist, können nur wenige bezahlen.“ 

Die Schatzkammer der Wissenschaftlichen Bibliothek in der Weberbach 25, in der neben dem Ada-Evangeliar zahlreiche weitere Kostbarkeiten zu sehen sind, ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Infos: www.stadtbibliothek-weberbach.de/Schatzkammer

Ernst Mettlach