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26.03.2024

Aus Fantasie werden Pläne

Vier Kinder arbeiten an einem großen Tisch mit bunten Papierbögen, zwei Betreuerinnen stehen daneben.
Für die Projektverantwortlichen waren vor allem die Gespräche unter den Kindern spannend. Worüber sie sich beim Basteln austauschten, verriet viel über ihre Sicht auf die Stadt. Foto: Hansert+Partner

Bei dem Beteiligungsprojekt „Spielbausteine“ waren vor allem Kinder und Jugendliche gefragt, ihre Ideen für die künftige Gestaltung der Stadt einzubringen. Seit Jahresbeginn konnten sie ihre Wünsche in drei Projektphasen im Büro in der Hosenstraße zum Ausdruck bringen. Denn gerade die Jüngsten finden in der Innenstadt bisher nur wenige Orte, die für sie spannend sind.

Auf dem Boden eine riesige Plane mit aufgedrucktem Luftbild von Trier, auf dem Tisch bunte Zettel und Bastelmaterial – mit einem kreativen Methodenkoffer regte Stadtplanerin Katrin Hansert mit ihrem Team die jungen Besuchenden dazu an, die Traumversion ihrer Stadt zu erschaffen. 
Welche Wünsche die Kinder am häufigsten äußerten, kann Hansert klar benennen: „Ein Karussell, das so schnell ist, dass man rausfliegt. Eine Rutsche aus den Wolken, über die man am Ende im Wasser landet. Und eine Geisterbahn“, zählt sie auf. 

Dass die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf ließen, begrüßt die Architektin: „Erstmal geht es darum, zu überlegen, was alles möglich wäre.“ Beim Basteln hätten sie allein in die Realität gefunden und festgestellt, dass eine Rutsche aus den Wolken schwer umzusetzen ist. Am Ende stand der Wunsch nach mehr Spielgeräten für Kleinkinder, naturnahen Spielelementen und Wasserspielmöglichkeiten.

In Socken auf der bedruckten Plane stehend fiel den Beteiligten rasch auf, wie viele Freiflächen in der Innenstadt durch den ruhenden Verkehr vereinnahmt sind – zum Beispiel am Augustinerhof oder am Schießgraben. Da in Trier jedoch viele auf ihr Auto angewiesen sind, wurde dafür plädiert, die Privat-Pkw nicht einfach zu verbannen, sondern innovative Lösungen zu entwickeln, beispielsweise Quartiersgaragen.

Was ebenfalls erst die Vogelperspektive offenbart: Hinter verschlossenen Toren verbergen sich auch in der Innenstadt viele Grünflächen und begrünte Hinterhöfe. „Diese Schätze müssen wir heben“, regt Hansert an. Eine Öffnung ist über temporäre Sitz-, Spiel- und Bewegungselemente angedacht, welche die verborgenen Orte zeitweise für alle zugänglich machen. Vorhandene Grün- und Spielflächen, zum Beispiel im Rautenstrauchpark oder im Palastgarten, sollen reaktiviert beziehungsweise erweitert werden. 

Aspekte der Entsiegelung, Begrünung und Ausweisung von Flächen für Kinder und Jugendliche sollen künftig bei jeder Entwicklungsmaßnahme berücksichtigt werden und so die Aufenthaltsqualität für alle Generationen erhöhen. Ein immer wieder geäußerter Wunsch aller Teilnehmenden ist es, das Moselufer aufzuwerten und die Zugänglichkeit dorthin zu verbessern. 

Bürgermeisterin Elvira Garbes dankte dem Team des beauftragten Planungsbüros für seine engagierte Arbeit: „Gerade durch die aktive und kreative Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen können deren Bedarfe und Ideen sichtbar gemacht und somit bei der weiteren Konzeptbearbeitung berücksichtigt werden.“ Möglich gemacht hat dies das Bundesförderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“.

Einige Teilnehmende hatten auch die Vielzahl von Konzepten und Plänen kritisiert, die sich teilweise widersprächen und deren Ergebnisse für die Bevölkerung kaum sichtbar seien. Nach ihrem Wunsch soll daher künftig ein Baukastensystem Maßnahmen, die räumlich zusammengehören oder derselben Idee folgen, beliebig miteinander kombinierbar und so in kleinen Schritten umsetzbar machen.

Innenstadtdezernent Ralf Britten hob hervor: „Es liegt an uns, dem Stadtvorstand, das mit Nachdruck in den politischen Prozess einzubringen – durch Beschlüsse, durch Vorlagen, die in den Stadtrat gehen, die dort diskutiert werden und wofür eine Mehrheit gewonnen wird. Aber wir sollten mit kleinen Vorhaben anfangen, die brauchen nicht so lange.“ 

Der Zwischenstand der Beteiligung wurde im Februar bereits in zwei Ausschüssen und im Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld vorgestellt. Nach der Kommunalwahl werden die dann neu gebildeten Ausschüsse über die Endergebnisse informiert. Zum Schluss entscheidet der neue Stadtrat im Herbst darüber, ob die Ergebnisse offiziell Bestandteil des räumlichen Entwicklungskonzepts werden. 

Helena Belke