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25.06.2019

Endgültigen Platz gefunden

Die Tietz-Figuren haben im Palais Walderdorff einen festen Platz gefunden.
Die Besucher der Beletage im Palais Walderdorff flanieren im unteren Flur an einem Fagottisten, einem tanzenden Mann, einer tanzenden Frau sowie einem Lautenspieler (v. r.) vorbei. Foto: Stadtmuseum

Über 100 Jahre hinweg waren sie verschollen, jetzt haben sie einen festen Platz in Trier gefunden: Vier Sandstein-Skulpturen des berühmten Rokoko-Bildhauers Ferdinand Tietz schmücken das untere Foyer der städtischen Beletage im Palais Walderdorff. Vorher mussten sie erst einmal in die Werkstatt.

Der Trierer Restaurator Hennig Wirtz hat die Figuren, die einen Lautenspieler, zwei Tänzer und einen Fagottisten zeigen, seit der öffentlichen Präsentation im Depot des Stadtmuseums im vergangenen November instandgesetzt. Sie erstrahlen jetzt in frischem Glanz und wurden in der vergangenen Woche im Beisein von Kulturdezernent Thomas Schmitt im Palais Walderdorff auf ihren jeweils 87 Zentimeter hohen Sockel gestellt.

Ferdinand Tietz (circa 1707-1777) gehört zu den bedeutenden Rokoko- Bildhauern. Als Hofbildhauer wirkte er ab 1754 in Trier und hinterließ zahlreiche Meisterwerke, die heute unter anderem im Dom, im Kurfürstlichen Palais, in der barocken Kirche St. Paulin und in den Trierer Museen zu finden sind. Zu Tietz wichtigen Projekten unter den Kurfürsten Franz Georg von Schönborn und Johann Philipp von Walderdorff gehören der Hochaltar von St. Paulin, das Treppenhaus des Kurfürstlichen Palais und die Skulpturenausstattung für den Palastgarten.

In Zusammenarbeit mit dem Baumeister Johannes Seiz prägte Tietz insgesamt maßgeblich das kurtrierische Erscheinungsbild Mitte des 18. Jahrhunderts. Nach einer sechsjährigen Wirkungszeit in der Stadt zog der Bildhauer weiter nach Bamberg und Würzburg.

100-jährige Odyssee

Im Gefolge der Säkularisierung unter Napoleon gelangten zahlreiche Tietz-Skulpturen in Privatbesitz. So auch die vier Figuren. Sie gehörten zur ursprünglichen Ausstattung des Trierer Palastgartens. Nach einer rund 100-jährigen Odyssee kehrten die um 1760 entstandenen Rokoko- Sandsteinfiguren an ihren Entstehungsort zurück.

Bis Ende des Ersten Weltkriegs standen sie in einem Garten in der Petrusstraße. Danach verlor sich ihre Spur. Nach Einschätzung von Kulturdezernent Schmitt und Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr sind die Skulpturen, die die Stadt durch die Vermittlung des Auktionshauses Sotheby’s erwerben konnte, ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes der Stadt Trier: „Wir freuen uns, dass durch gemeinsame Anstrengungen diese Meisterwerke jetzt wieder an ihren Ursprungsort zurückkehren", betonten sie bei der Vorstellung der vier wiedergefundenen Figuren. Der Ankauf für die städtische Kunstsammlung wurde gefördert durch die Stiftung für Kultur Rheinland-Pfalz. red