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06.11.2023

Laub sollte im Herbst nicht überall entfernt werden

Klimaschutzkolumne von Hendrik Wisbar

Unter dem Motto „Lasst es stehen oder liegen!“ stellt Sanierungsmanager Hendrik Wisbar in der neuen Kolumne sein persönliches Loblied auf den „faulen“ Gärtner vor:

Der Herbst ist Gartenzeit. Überall verlieren die Baume ihr Laub, die Wiesen sehen gar nicht mehr schön aus, Stauden und Sträucher gehen in die Winterruhe. Um „ordentlich“ über den Winter zu kommen – schließlich ist ja bald Weihnachten – wird also mit Heckenschere, Motorsäge, Blasgerät oder dem guten alten Fächerbesen Ordnung geschaffen. Nicht falsch verstehen: Nasses Laub auf Wegen birgt ein Gefahrenpotenzial ähnlich der Schnee- und Eisglätte. Von befestigten und genutzten Wegen muss Laub entfernt werden. Intensiv genutzter Rasen leidet unter feuchtem Laub und den mit der Verrottung beschäftigten Pilzen. Anders bei Stauden- und Gehölzflächen: Dort kann das Laub gern liegenbleiben und verrotten. Welchen Sinn macht es, den natürlichen Rohhumus zu entnehmen und danach durch eingekauften, aufgebrachten Mulch zu ersetzen?

Selbstverständlich gibt es – wie immer – viele Ausnahmen: Krankes Laub von Rosen, von Obstgehölzen wie Birnen (Birnengitterrost) oder mit der Kastanienminiermotte befallenes Laub der Rosskastanie sollte entsorgt werden. Doch Laub der meisten Sträucher und Bäume kann und sollte liegenbleiben und an Ort und Stelle im natürlichen Stoffkreislauf bleiben. Durch den damit verbundenen höheren Humusgehalt kann der Boden dann in den nächsten Jahren auch besser den hoffentlich fallenden Niederschlag aufnehmen. Also eine klassische Win-Win-Situation.

Nebenher überwintern im Laub auch viele Insekten, deren Artenschwund wir seit Jahren beobachten und bedauern. Oder der Igel, der in naturnahen Ecken eines ansonsten gepflegten Ziergartens sein Winterquartier bezieht. Ähnlich verhält es sich mit vertrocknet wirkenden Stängeln von Blumen und Wiesengräsern: Eier und Larven von Käfern, Faltern und anderen Insekten halten daran oder darin Winterruhe, um uns im Frühjahr 2024 zu erfreuen. Oder um Nahrung für die auch selteneren Singvögel zu werden.

Zum Rückschnitt von Gehölzen: Wenngleich es für den ein oder anderen „ordentlicher“ zu sein scheint, mit der Heckenschere alle Sträucher zu Formgehölzen zu erziehen, ist es doch bei Früh- oder Frühsommerblühern nicht angezeigt, weil so bereits angelegte Blütenknospen in der Tonne oder – im optimaleren Fall – im Kompost landen. Man spricht hier von „blüht am ein- oder letztjährigen Holz“. Viel besser wäre ein dosierter Verjüngungsschnitt mit dem Entfernen überalterter Grundtrieben. Er unterstützt die Blühfähigkeit. Ganz anders verhält es sich mit Spätsommerblühern, Beerensträuchern oder Rosen. Da sie am „diesjährigen Holz“ blühen, kann man sie bis in den Frühling hinein schneiden. Der sach- und klimagerechten Pflege von Stauden und Ziergräsern widmen wir später noch eine eigene Kolumne.

Weitere Informationen bei der städtischen Klimaschutzstelle, Telefon: 0651/718-4444, E-Mail: klimaschutz@trier.de

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